Toplum

Eine Nacht

“Luxpra saß in einem schicken Café in der Gasse des angesagten Viertels Anafiotika in Athen und nippte gelegentlich an ihrem Cappuccino Freddo durch einen Plastikstrohhalm. Auf dem kantigen und knorrigen Tisch lag der Taschenroman “La Novia Oscura” von Laura Restrepo. Zwischen den Seiten steckte ein Lesezeichen in Herzform. Mit verschwommenen Augen starrte sie lange in das warme Blau des Himmels. In ihrem Kopf dröhnte es wie in einem Winterkino!

Die senkrechte Sonneneinstrahlung mit einem Winkel von 90 Grad verwandelte die Straße in einen offenen Grillplatz… Lege geschnittene Lammkoteletts auf den Asphalt und streue dickes Himalaya-Salz darüber… In fünf Minuten sind sie bereit zum Genießen!

Mit Unterstützung ihrer Mutter und ihres Bruders hatte sie es geschafft, sich nach der Grundschule, der Mittelschule und dem Gymnasium in Barcelona einzuschreiben, um an der Universität zu studieren, ohne sich in den Vororten von Medellín zu verschmutzen und ihren Körper und ihr Leben sinnlos der Erde zu überlassen…

Von Schüssen, zeitgesteuerten C4-Sprengstoffexplosionen, schlaflosen Nächten, den zerfetzten Körpern junger Menschen, die am Straßenrand verstreut lagen, den täglich aus der Kirche getragenen vertrauten Leichen bis hin zu Müttern, die das Weinen und Klagen vergessen hatten…!”

“Ihr Gehirn war genauso müde wie ihr abgenutzter schwarzer Mantel, an einem eiskalten Märznachmittag während ihres sechsten Semesters an der Esade Juristischen Fakultät hatte sie ihn auf dem Hocker vergessen, als sie schnell aus dem Hörsaal eilte!

An jenem Tag führte diese Vergesslichkeit zu einer außergewöhnlichen Revolution in Luxpras Leben! Als sie an der Sagrada Familia vorbeiging und nur wenige Schritte gegangen war, brach sie vor Schmerzen zusammen, als wäre ein Messer in ihren Bauch gestochen worden…

Die Leute um sie herum, die sie sahen, griffen zum Telefon und riefen einen Krankenwagen! Zuerst kam die Polizei, dann das Rettungsfahrzeug… Bis sie auf die Trage gelegt wurde, war sie bei Bewusstsein. Sie schaute mit verschwommenen Augen umher… Kurz darauf verlor sie das Bewusstsein!

Sie kannte den Mann nicht. Die dunkelbraunen Augen des jungen Mannes, der sie im fahlen Licht der dunkelroten, grünen und blauen Lampen ansah, erinnerten Luxpra an eine verblasste, tiefe Erinnerung. Vor Jahren in Medellín, im San Antonio Park, hatte eine Bombe bei einem Festival ihren Geliebten Juan zerstört!…” Das Leben steckt voller Überraschungen, manche sind gut, manche sind weniger gut.” Juan, der nie Pablo Escobars berühmten Satz vergaß, sah an jenem Abend zum letzten Mal das Ende des Lebens!

Die tiefen Wunden aus der Vergangenheit waren wieder da. Der Mann starrte sie an wie Juan. Nein, wie könnte sie es vergessen! Das sind ihre Augen. Dieser Mann hat sie ausgeliehen! Kann das sein? Ja, es kann! Wenn das Herz es so sehen will, dann ist die Sache klar. Das Thema ist nicht verhandelbar! “Wenn die Wahrheit zu schwer zu glauben ist, sind Lügen notwendig.”

“Ich möchte Ihnen ein Glas Wein spendieren!” sagte der Mann. “Warum nicht?!” sagte Luxpra.

Auch wenn es kein Anfang und kein Ende gab, verlängerten sie die Nacht mit ihrer Unterhaltung… Hand in Hand verließen sie schließlich das Lokal… Im eisigen Februarnachtduft gingen sie bis zur Taxistation…

Nach einem Kuss, der nach Nelken roch, waren beide in einem Akt, der ihre Körper wie zwischen Mühlsteinen zermalmte, in eine unendliche Handlung verstrickt. Luxpra schlief nicht mit dem Mann, sondern in der Besessenheit, die Juan in ihren Gedanken auslöste…

Als Luxpra die Augen öffnete, erkannte sie, dass sie sich in einem Krankenzimmer befand. Neben ihr lächelte eine Krankenschwester in weißer Uniform: “Gute Besserung!” sagte sie… Sie betrachtete den Tropf, der an ihrem Arm hing, und fragte: “Was ist mit mir passiert…?” Die Krankenschwester sagte leise: “Sie hatten eine Fehlgeburt, Frau.” und verließ dann den Raum…
*Pablo Escobar

Athen
Anıl Güven

*Türkçeden Almancaya çeviren Sayın Kemal Ayaz.

Bir Gece

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